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Vor einigen Jahren erstand ich in einem Antiquariat das Büchlein
"Rumänien. Aus dem unvergänglichen Schatz seiner Volkstrachten"
in dem rumänische Trachten aus vielen Landesteilen dargestellt und
erläutert werden. Es macht mir immer wieder Spaß in diesem Büchlein
zu blättern, aber auch das Vorwort von Mircea Maliţa zu lesen gefällt
mir und bringt mich immer wieder zum Schmunzeln. Wenn das kein
Selbstbewusstsein ist, mit dem der Schreiber 1980 die rumänischen
Trachten lobt und anpreist!
Viel Spaß beim Schauen und Lesen!
Auszug aus dem Vorwort von Mircea Maliţa:
Wir besuchen Museen, blättern in bunten Illustrierten, sehen uns
Breitwandfilme an; die aktuelle Mode zieht auf der Straße oder im
Fernsehen an unseren Augen vorüber; wir bilden unseren Geschmack an
Schönen an verschiedenen Dingen aus, angefangen von Krawatten in einem
Schaufenster bis hin zu dem Stuhl auf den wir uns setzen.
Wenn wir auf diese Weise ständig beobachten, zu vermerken, zu beurteilen
gewohnt sind und unsere Blicke auch mal auf ein rumänisches Ärmelhemd
(Trachtenbluse) fallen, so geben wir uns sofort und unabhängig von den
uns zusagenden Kriterien davon Rechenschaft, dass diese jedem Vergleich
standhält, ja mehr noch: das sie andere Kunstwerke übertrifft. Es wohnt
ihr eine außergewöhnliche Kraft inne, zu bestehen, sich zu behaupten, in
jeder, wie auch immer gearteten Umgebung zu glänzen und aus sich selbst
heraus Würde, Eleganz und Erlesenheit zu verbreiten.
Selten findet man bei alltäglichen Dingen derart abgewogene Elemente mit
höchster Ausdrucksfähigkeit, bei denen intellektuelle Abstraktion mit
miniaturellem Geschick gepaart ist.
Setzt man Wirksamkeit für Ausdrucksfähigkeit, so gelangt man zur Definition
des Fluges zum Mond. Schließlich und endlich bedeutet technische Schöpfung
soviel wie Zweckmäßigkeit, Sparsamkeit an Hilfsmitteln und Erfindungsgabe.
Die rumänische Tracht ist ein Denkmal im wahrsten Sinne des Wortes. Sie gehört soziologisch oder ethnografisch gesehen nicht zu dem Begriff Kleidung, sondern ist den ägyptischen Pyramiden vergleichbar, den französischen Kathedralen und den holländischen Deichen. Dieses Recht steht ihr zu, denn sie ist ein Zeugnis der Reife einer in sich abgeschlossenen Zivilisation. Sie ist ein sichtbares und fühlbares Zeugnis für eine dörfliche Zivilisation auf rumänischen Boden. Die rumänische Tracht führt uns aus dem Bereich der Kunst hinüber in den Bereich der Geschichte Ihr Anblick lässt mich weder an einen Dorfreigen denken, noch an Volkslieder oder Rätsel und Geschichten, wie sie im Volk erzählt werden; sie steht im Einklang mit der vollkommenen und harmonischen Niederlassung, der freien Gemeinde, die es verstanden hat, alle Unbilden der Geschichte durch ihre unübertreffliche Fähigkeit der Selbstverwaltung und Anpassung zu überdauern.
Rumänien. Aus dem unvergänglichen Schatz seiner Volkstrachten
Einleitende Darstellung, Kommentare und Text von Tancred Banateanu
Photographien von Elena Zlotea
Verlag: Editura Sport-Turism 1980
Bezugsmöglichkeit: AbeBooks