Ein „Wanderversuch“ in Transsilvanien
mit erfreulichem Ausgang
von Josefine Hofbauer und Dierk-Michael Sprenz
Zuerst mal kurz eine Einführung. Wir erwähnten bei unseren Freunden und
Bekannten, dass wir für ca. 7 Wochen nach Rumänien, mit dem eigenen Auto,
wollten. Die häufigste Frage war: „Habt ihr keine Angst vor Diebstahl und
Zigeunern?“ Diese Angst ist scheinbar der bestimmendste „Eindruck“ von Rumänien,
ohne sich jemals mit diesem Land richtig auseinander gesetzt zu haben,
geschweige denn, dort gewesen zu sein.
Nun unser Bericht, den ich von meinem Reisetagebuch abschrieb.
Nach einem etwas „schnellerem“ Frühstück und Schmieren der Jausenbrote, ging es
nun knapp nach 9 Uhr los. Heute wollten wir über Bierthan, Richis nach Alma Vii
fahren.
Von dort aus starten wir zu unserer
Wanderung, die als Rundweg angelegt ist. Dieser soll uns von Alma Vii
aus über die Dörfer Metis und Zlagnia wieder an den Ausgangspunkt bringen. Ca.
15 km laut Karte, die ich dem Internet entnommen hatte. Bald hatten wir einen
geeigneten Parkplatz unterhalb der Kirchenburg gefunden und spazierten frohgemut
los.
Zuerst ging es eben dahin. Sogar eine spärliche Markierung (gelbe Kirche) gab
es. Dann kam die erste Weggabelung, die eine Entscheidung verlangte. Da gerade
ein Schäfer zu seiner Herde schritt, fragten wir diesen. Nun, so weit wir ihn
verstehen konnten, sollten wir über die Brücke, an den Kohlenmeilern vorbei.
Doch gleich hinter der Köhlerei war wieder eine Abzweigung. Wir entschieden uns
für den mehr benutzten Karrenweg der geradeaus am Waldrand entlangführte. Bald
ging es tiefer und tiefer in einen herrlichen Buchenwald. Hie und da gab es auch
mal unsere bekannte Markierung wieder. Ein unbewohntes Forsthaus lag am Weg,
doch dieses war auf unserer Karte nicht verzeichnet.
Plötzlich standen wir an einer Kreuzung, wo
nichts mehr auf einen Karrenweg schließen ließ, sondern ein tief
zerfurchter, von schweren Arbeitsgeräten aufgewühlter, teils sehr feuchter
Forstweg lag vor uns. Und nun, in welche Richtung sollten wir weiter? Wir
entschieden uns für rechts. Auf einmal, große Tatzenspuren im Erdreich! Wieder
und wieder.
Ich konnte gar nicht aufhören, jeden einzelnen zu fotografieren, denn wir
vermuteten, dass es sich um
Bärenspuren handelt. Leider oder Gott sei Dank, den Bären selbst
bekamen wir nicht zu Gesicht. Verunsichert, da wir schon lange keine Markierung
mehr gesehen hatten, gingen wir munter drauf los. Geräusche eines Kfz's ließen
uns aufatmen. Wir dachten, dass wir nun bald wieder auf Zivilisation treffen
würden. Wir stoppten den Fahrer und versuchten zu erfahren, wie der nächste Ort
hieß. Es stellte sich aber heraus, dass der junge Fahrer nur ungarisch sprach.
Anhand unserer Karte deutete er auf Metis. Also munter weiter. Wir waren ja
zeitlos, weil wir keine Uhr dabei hatten, somit war uns auch nicht klar, wie
lange wir schon unterwegs waren. Bald darauf ein Hurra, eine aspaltierte
Strasse, doch in welche Richtung sollten wir gehen? Ich tentierte zu links, da
ich in einiger Entfernung Strommasten und einen Radarsender sah. Leider schloss
sich Michael meiner Meinung an. Er hätte wieder mal recht gehabt, dass es nach
rechts richtiger gewesen wäre! In brütender Hitze marschierten wir flotten
Schrittes unverdrossen unseres Weges um mal irgendwo anzukommen. Ja, es gab dann
auch mal einen Wegweiser, doch die beiden Orte, die angegeben waren, befanden
sich nicht auf unserem Blatt Papier. Also weiter... In Kurven ging es viel zu
langsam unserem Ziel entgegen. Na ja, Ziel ist zu viel gesagt, denn wo waren wir
eigentlich?!
Endlich ein Ortschild!
VECERD, das liegt unseres Wissen, nicht auf unserem Weg. Und
Bewohner waren zu erblicken. Gleich aber die nächste Schwierigkeit. Da wir beide
kein Rumänisch können und auf dem Lande kaum Englisch gesprochen wird, hofften
wir, uns doch irgendwie verständlich machen zu können.
Unser Plan war, ein Lokal aufzusuchen um ein Taxi zu bestellen, welches uns dann
zurück nach Alma Vii fährt. Welche Entäuschung, Lokal gab es keines und die vier
Personen, die bald auf uns einredeten, konnten wir nicht verstehen. Irgendwie
kam dabei heraus, dass jemand Deutsch könne, der in einem Haus mit Kreuz wohne.
Also weiter, doch das war nicht die Lösung, denn jedes zweite Haus hatte ein
Kreuz dran. Fast mutlos gingen wir weiter und wagten uns an einen Mann heran,
der vor einem neu renovierten Haus stand. Ein Zigeuner, wie wir wohl bemerkten.
Höflich bat er uns in den Innenhof, deutete an uns zu setzen, schleppte den
Gartentisch heran, schickte seinen Enkel ins Haus um uns Trinken zu bringen und
- oh Wunder – verstand auch, dass wir ein Taxi benötigten. Sogleich wurde sein
Sohn geweckt, der die Fahrt übernehmen sollte. Alsbald war der Preis
ausgehandelt und das wurde noch mit einem leckeren Schnaps begossen. In
halsbrecherischer Fahrt ging es nun dahin, wobei versucht wurde, uns zu
unterhalten. Kinder, wie viele, wie alt, woher, usw... Dann wurde uns noch
mitgeteilt, dass er zum Tanken fahren müsse. Das war ein riesiger Umweg, der bis
an den Ortsrand von Agnita führte. An der Tankstelle kaufte unser „Taxifahrer“
für uns und seine Frau, die auch an diesem Ausflug teilnahm, gut gekühlte Cola.
Dann ging es rauchend, trinkend und seinen Zigeunerhut hin- und herrückend in
weiterhin rasendem Tempo über die löchrige Strasse. Wohlbehalten kamen wir
trotzdem bei unserem Auto an und stellten dann fest, dass es bereits 17 Uhr war.
Froh, dass unsere Wanderung noch so gut ausgegangen war,statten wir der
Kirchenburg noch einen Besuch ab, wobei wir feststellten, dass bereits Prinz
Edward diesen Ort besucht hatte. Der erhoffte Geldsegen blieb jedoch aus, denn
die Kirchenburg ist sehr renovierungsbedürftig.
Fazit unserer Wanderung:
-
Erstens sollte man sich nicht auf eine Karte aus dem Internet
- Zweitens war die Begegnung mit der Zigeunerfamilie sehr
erfreulich
für uns. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft hat
uns sehr beeindruckt.